Call for Papers
II. Internationale Bildungskooperationstagung: Interaktion und Kompetenzerwerb in professionellen Lerngemeinschaften in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
7. und 8. Juni 2024 an der Philipps-Universität Marburg
Professionelle Lerngemeinschaften (PLGs) als lernorientierte Kooperationen haben sich im Bildungsbereich insbesondere zu den Schwerpunkten Unterrichts- und Organisationsentwicklung sowie Professionalisierung von Lehrenden und Forschenden etabliert.
Professionell (P) bezieht sich dabei auf die problemorientierte Weiterentwicklung von Kompetenzen im Kontext der beruflichen Praxis, sowohl für Personen, die nach einer Ausbildung bereits als professionell gelten (z.B. Lehrende oder Forschende im Beruf), als auch für solche, die sich im Professionalisierungs-prozess befinden (z.B. angehende Lehrkräfte, Nachwuchswissenschaftler:innen und Studierende). Lernen (L) wird dabei als lebenslanger Prozess und wesentliches Mittel der Qualitätssteigerung begriffen. Zentral ist die Einbettung des Lernprozesses in eine Gemeinschaft (G), die gemeinsam reflektiert, sich gegenseitig unterstützt, zu Verbesserungen anregt und somit Lernen als soziales Geschehen im kollegialen Austausch vollzieht. Voraussetzungen dafür sind eine reflexive, forschende, kooperative Haltung, die Öffnung der eigenen Praxis, gegenseitiges Vertrauen sowie ein ganzheitlicher Blick auf Lernprozesse. Kontextbezogene Gelingensfaktoren sind vor allem supportive Arbeitsbedingungen, die institutionell und strukturell Räume für die Partizipation in solchen Lerngemeinschaften bieten (vgl. Kansteiner et al. 2023).
So bilden etwa die vom DAAD geförderten GIPs einen idealen Kooperationsrahmen für die Entwicklung von PLGs, die sich auf verschiedensten interinstitutionellen und multiprofessionellen (vgl. Baumbach 2023) Ebenen austauschen, um mit- und voneinander zu lernen. Daher existieren innerhalb einiger der aktuell laufenden GIPs – sowie selbstverständlich auch in anderen Kooperationskontexten im Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaFZ) – bereits vielfältige PLGs, in denen qualitätsvolle Arbeit geleistet wird. Erwähnt seien etwa internationale Kooperationen im Bereich des Schulaustauschs (z.B. Ballweg et al. 2021), virtuelle Austauschbegegnungen zwischen DaFZ-Lernenden und -Studierenden im universitären Bereich (z.B. Hoshii & Schumacher 2021), Kooperationen zwischen DaFZ-Lehrenden in Fortbildungen (z.B. Schramm & Hofmann 2023), zwischen Forschenden und Lehrenden (z.B. Baumbach 2023), Praktikant:innen und Mentor:innen (z.B. Wurm 2021) oder Wissenschaftler:innen verschiedener Karrierestufen (z.B. Voerkel & Ferreira i. Vorb.).
Empirische Studien zu Interaktion und Kompetenzerwerb innerhalb von PLGs liegen somit bereits vereinzelt vor, aber insgesamt handelt es sich trotz der vielfältigen Kooperationsaktivitäten, die die DaFZ-Praxis stark prägen, um ein empirisch bislang wenig erschlossenes Forschungsfeld mit beträchtlichem Erkenntnis-potenzial für die Weiterentwicklung der Disziplin. Daher möchten wir nach dem interessanten und produktiven ersten GIP-Kongress zu Bildungskooperationsforschung in DaFZ, der im Juni 2022 an der UAM in Poznań stattfand, eine zweite internationale Tagung auf diesem Gebiet veranstalten, die insbesondere Lernziele, -prozesse und -ergebnisse in PLGs näher beleuchtet.
Wir laden Forscher:innen aller Statusgruppen des Fachs, die Interaktion und Kompetenzerwerb in PLGs systematisch untersuchen, herzlich dazu ein, am 7. und 8. Juni 2024 die Reise ins schöne Marburg zu unternehmen und sich mit einem Vortrag am wissenschaftlichen Austausch zu beteiligen!
Willkommen sind sowohl theoretische Beiträge und Systematisierungen zur weiteren Modellierung und Einordnung des Konzepts der PLGs im Fach DaFZ als auch – besonders – Beiträge, die durch empirische Datenerhebung und -auswertung die Interaktionsgestaltung in PLGs und ihren Zusammenhang mit dem Erwerb professionsbezogener Kompetenzen herausarbeiten und u.a. auf folgende Fragestellungen eingehen:
Welche Lernziele werden in den beteiligten Gruppen verfolgt? Wie kann deren Erreichung empirisch überprüft werden?
Wie wirken soziale Interaktionen in der Gruppe und Lernprozesse ineinander?
Welche Rolle spielen soziale Konstellationen sowie selbst- und fremdgesteuerte Lernimpulse?
Wie können Reflexionsprozesse in PLGs gestaltet, beschrieben und ausgewertet werden?
Welche Erfahrungen liegen mit Ansätzen wie dem Forschenden Lernen, dem Kollaborativen/ Kooperativen Lernen oder der Aktionsforschung in Aus-, Fort- und Weiterbildungskontexten vor?
Welche (weiteren) Formate von PLGs bieten sich für den Aufbau fachspezifischer und -übergreifender Kompetenzen im Fach DaFZ an?
Ausdrücklich möchten wir Kolleg:innen zum wissenschaftlichen Austausch einladen, die selbst in internationalen Kooperationen, beispielsweise in anderen GIPs weltweit, tätig sind und diese forschend begleiten.
Mit großer Freude möchten wir ankündigen, dass wir die Leiterin des Referats „Germanistik, deutsche Sprache und Lektorenprogramm“, Frau Prof. Dr. Hebatallah Fathy, für den Eröffnungsvortrag sowie Prof. Dr. Karen Schramm (Universität Wien), Prof. Dr. Sandra Ballweg (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Camilla Badstübner-Kizik (Adam-Mickiewicz Universität Poznań) für weitere Plenarvorträge gewinnen konnten.
Wenn Sie sich mit einem Vortrag an der Tagung beteiligen möchten, reichen Sie bitte Ihren Beitrags-vorschlag im Umfang von 2500-3000 Zeichen (inkl. max. fünf relevanter Literaturangaben) bis zum 01.02.2024 unter folgender E-Mail-Adresse ein: gip-nl-pl-d@uni-marburg.de. Sie erhalten bis zum 01.03.2024 eine Rückmeldung, ob Ihr Beitrag im Programm aufgenommen werden kann. Die Publikation ausgewählter Konferenzbeiträge in einem Sammelband mit Peer-Review und Open-Access ist vorgesehen. Die Tagungsgebühr beträgt 80€, für Studierende und Promovierende 50€.
Wir freuen uns schon jetzt auf den wissenschaftlichen Austausch!
Wissenschaftliche Leitung der GIP
Assoc. Prof. Dr. Sabine Jentges (Radboud Universität Nijmegen)
Prof. Dr. Sylwia Adamczak-Krysztofowicz (Adam-Mickiewicz Universität Poznań)
Prof. Dr. Kathrin Siebold (Philipps-Universität Marburg)
Organisationsteam
Martina Franz dos Santos, Neo Lautenschläger, Jennifer Müller, Prof. Dr. Kathrin Siebold (Philipps-Universität Marburg)
Zitierte Literatur
Ballweg, Sandra; Jentges, Sabine; Adamczak-Krysztofowicz, Sylwia (2021): „eMMA – ein digitales Portfolio zur Begleitung von Schüler*innenaustauschen.“ In: Jentges, Sabine (Hrsg.): Gemeinsam mit und voneinander lernen: Nachbarsprachenlernen und Schulaustausch. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 177–190.
Baumbach, Stefan (2023): „Forschendes Lernen in Schul-Universitätspartnerschaften am Beispiel des Projekts FLinKUS.“ KONTEXTE: Internationales Journal zur Professionalisierung in Deutsch als Fremdsprache 1, 172–192.
Hoshii, Makiko; Schumacher, Nicole (2021): „Interaktionale Kompetenz als Lernziel für Lernende und Lehrende des Deutschen als Fremdsprache – Einblicke in kollaboratives Lernen per Videokonferenz.“ Zeitschrift für Interaktionsforschung in DaFZ 1 (1), 13–34.
Kansteiner, Katja; Schmid, Susanne; Welther, Sabine (2023): Professionelle Lerngemeinschaften für Schulleitungen und Lehrkräfte. Weinheim Beltz: Juventa.
Schramm, Karen; Hofmann, Katrin (2023): „Kooperieren in der DaF-Lehrer:innenbildung. Anregungen aus dem LEELU-Projekt.“ KONTEXTE: Internationales Journal zur Professionalisierung in Deutsch als Fremdsprache 1, 193–207.
Voerkel, Paul & Ferreira, Mergenfel (i. Vorb.): „Internationalization at home – Chancen und Herausforderungen internationaler Bildungskooperation am Beispiel einer institutionell geförderten DaF-Gastprofessur“. In: Adamczak-Krysztofowicz, Sylwia; Jentges, Sabine; Siebold, Kathrin (i. Vorb.): Internationale Bildungskooperation im Bereich Deutsch als Fremdsprache. State of the Art & Perspektiven.
Wurm, Greta Maria (2021): Kulturreflexivität und Fremdheitserfahrung: zur Bedeutung eines Auslandspraktikums für (zukünftige) DaF/DaZ-Lehrende. In: Österreichischen Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache (Hrsg.): ÖDaF-Mitteilungen : Fachzeitschrift für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.